27 Maßnahmen gegen Extremismus
27 empfohlene Maßnahmen für die Stadt Wien um nachhaltig gegen Extremismus jeglicher Form anzukämpfen wurden am 10. Oktober 2016 vom Expert_Forum des Wiener Netzwerks Deradikalisierung und Prävention präsentiert. Wesentliche Handlungsfelder sind neben dem bestehenden Bereich des religiösen Extremismus, die stärkere Befassung mit Rechtsextremismus und Nationalismus sowie dem Bereich Bildung und Resilienz.
Das Expert_Forum wurde von der Stadt Wien und der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien eingerichtet, um das Netzwerk Deradikalisierung und Prävention wissenschaftlich zu unterstützen. Die 12 ExpertInnen aus unterschiedlichen professionellen und wissenschaftlichen Disziplinen entwickelten einen umfassenden, multifaktoriellen Empfehlungskatalog, der sich auf sieben Handlungsfelder aufteilt:
- Politik und Strategie
- Religiöser Extremismus und Radikalisierung
- Soziale Ungleichheit und gefährdete Gruppen
- Rechtsextremismus und Nationalismus
- Gender und Sexismus
- Bildung und Resilienz
- Community und Islam.
Für alle Handlungsfelder wurden Maßnahmen entwickelt und in Hinblick auf den Zeit- und Umsetzungsaufwand sowie die notwendigen Ressourcen in kurz- und langfristige Projekte mit geringen oder hohen Aufwand unterschieden.
Neue Schwerpunkte für gemeinsame Arbeit
Ein wichtiger Aspekt der Arbeit des Expert_Forums war es, im Gegensatz zu bloßen Defizit-Szenarien, die sich rein auf Probleme und Risiken beschränken, Ressourcen-orientierte Ansätze zu entwickeln, um bereits vorhandene Potentiale der Stadt und der in Wien lebenden Menschen, zu fördern.
Wesentliche Schwerpunkte sind dabei:
- die Intensivierung und Ausweitung der Zusammenarbeit unterschiedlicher Stellen (z.B. der Schulen und der Jugendarbeit),
- die Bedeutung der Forschung und wissenschaftliche Begleitung zu den verschiedenen Handlungsfeldern und Problemstellungen,
- Flüchtlinge und deren Integration,
- die konsequente Beschäftigung mit rechtsextremistischen und nationalistischen Strömungen in der gesamten Bevölkerung,
- die Vermittlung von Gleichwertigkeit der Geschlechter sowohl in Bildungseinrichtungen als auch durch MigrantInnen-Communities und in der Arbeit mit Flüchtlingen,
- die Forcierung von sozialer und ethno-kultureller Durchmischung sowie
- von politischer Bildung und Medienkompetenz und
- die Unterstützung eines humanistischen, pluralitätsfähigen Islams.
Hinschauen bei Rechtsextremismus und Nationalismus
Schwerpunkte für die kommende Arbeit des Wiener Netzwerks werden die Bereiche Rechtsextremismus und Nationalismus sowie Bildung und Resilienz darstellen. Besonders der Bereich Bildung deckt dabei viele Empfehlungen aus den anderen sechs Handlungsfeldern ab. Der Bereich Rechtsextremismus und Nationalismus – auch innerhalb von Minderheiten-Gruppen – wurde zu lange vernachlässigt. Hier braucht es verstärkt Wissen über die rechtsextreme Gruppen und nationalistische Strömungen in MigrantInnen-Communities. Zusätzlich braucht es funktionierende Strukturen und Strategien gegen Rassismus, Muslimfeindlichkeit, Antisemitismus.
Für die Kinder- und Jugendanwaltschaft war es ein besonderes Anliegen, dass die entwickelten Maßnahmen einen Vorteil für die Jugendlichen darstellen, etwa indem sie ihre Partizipation stärken und ein positives Selbstbild der Jugendlichen fördern. Deshalb darf die Auseinandersetzung mit dem Thema Gleichstellung und Sexismus nicht vernachlässigt werden. Gerade die normativen Geschlechterrollen die auf junge Buben und Mädchen wirken, spielen bei Abwertungseinstellungen eine große Rolle. Männlichkeitskonzepte, wonach ein Mann nur ein Mann ist, wenn er sich stark von allem Weiblichen abgrenzt und junge Mädchen noch immer nach einem starken Helden suchen, anstatt selber diese Rolle einzunehmen, tragen nicht zu einem positiven Selbstbild all jener Jugendlichen bei, die dieser Norm nicht entsprechen oder deren Potentiale dadurch eingeschränkt werden.
Weitere Informationen
Das Expert_Forum ist ein Pool aus hochkarätigen Expertinnen und Experten aus verschiedenen fachlichen Disziplinen, der als inhaltlich-analytischer Motor für das Netzwerk Deradikalisierung und Prävention und die Stadt Wien agiert. Unter dem Vorsitz von Soziologe Kenan Güngör trafen sich die Expertinnen und Experten Ednan Aslan, Eva Grabherr, Heiko Heinisch, Patricia Hladschik, Rüdiger Lohlker, Andreas Peham, Birgit Sauer, Edith Schlaffer, Thomas Schmidinger, Zekirija Sejdini und Manuela Smertnik in insgesamt sechs Arbeitssitzungen. Zusätzlich gab es eine Reihe vertiefender Gespräche.
27 Empfehlungen
Die Medienunterlage mit allen 27 Empfehlungen, die vom Expert_Forum ausgearbeitet wurden, steht als Download zur Verfügung.