31. Mai Weltnichtrauchertag – Über das Rauchen sprechen: rechtzeitig!

Im Kindesalter bis zum 11. oder 12. Lebensjahr ist für Kinder Zigarettenrauch das was es eigentlich ist: eine übelriechende und giftige Substanz! In diesem Alter kennen sie bereits die gesundheitsschädlichen Wirkungen des Rauchens und machen sich dazu berechtigte Sorgen. Diese kritische Haltung von Kindern gilt es in diesem Alter zu fördern, denn bereits im Jugendalter sind viele geneigt vieles auszuprobieren und neue Verhaltensweisen zu übernehmen, die dann oftmals im Erwachsenenalter beibehalten werden. Dabei ist es seitens der Erwachsenen aber nicht notwendig zu übertreiben und bei den schweren Erkrankungen bzw. tödlichen Folgen des Rauchens zu weit zu gehen. Zugänglicher sind hingegen sachlich geführte Informationen und das Aufzeigen der negativen Folgen von Suchtmitteln.

Kinder haben ein Recht auf Gesundheit

Auch die Novellierung des Wiener Jugendschutzgesetzes 2019 verfolgt gleichermaßen diesen Ansatz: Dass erwachsene Bezugspersonen auf Kinder und Jugendliche unterstützend einwirken, von Suchtmitteln Abstand zu nehmen. Aber auch die Entwicklung von Eigenverantwortung im Umgang mit Suchtmitteln, wird in der Gesetzesnovelle deutlich hervorgehoben.

Die Bedeutung der Gesundheitsvorsorge für Kinder und Jugendliche betont ebenso die UN-Kinderrechtskonvention in Artikel 24: Jedes Kind hat das Recht auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit. Neben der Möglichkeit medizinischer Behandlung, sauberes Trinkwasser, Schutz vor den Gefahren der Umweltverschmutzung wird auch der Schutz vor schädlichen Bräuchen betont und das Recht zu lernen wie man gesund lebt.

Kinder zu einem gesunden Leben hinzuführen bedeutet eben genau das: sie über die Gefährlichkeit von Suchtstoffen aufzuklären. Nikotin ist eine psychoaktive Substanz. Das bedeutet, dass die Inhaltsstoffe Veränderungen der Psyche und des Bewusstseins bewirkt. Innerhalb weniger Sekunden nach dem Einatmen erreicht das Nikotin das Gehirn, wo es seine Wirkung entfaltet. Im sogenannten „Belohnungszentrum“ des Gehirns wirkt das Nikotin anregend und entspannend. Eigentlich Hirnareale, die für Wachheit und die Steigerung der Aufmerksamkeitsleistung zuständig sind.

Testkäufe als Schutzinstrument österreichweit etablieren

Internationale Studien haben gezeigt, dass Testkäufe als Mittel der Überprüfung zur Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen Wirksamkeit haben und so die Abgabenquote an Minderjährige reduziert werden kann. Testkäufer sind dabei die Jugendlichen selbst. In Vorarlberg beispielsweise werden seit 2016 mit Jugendlichen im Alter von 14 bis 15 Jahren Tabaktestkäufe durchgeführt. Sie werden vom Land Vorarlberg und von der Kinder- und Jugendanwaltschaft beauftragt und koordiniert. Auch die Frage nach dem Alter beziehungsweise einem Ausweis des Käufers reduziert die Wahrscheinlichkeit einer Abgabe. Beides hat sich als sehr wirksame Maßnahme des Jugendschutzes und der Prävention erwiesen. Und so konnte die Abgabequote in Trafiken, Tankstellen und im Handel von ca. 66% (2016) auf ca. 38% (2017) und 24% (2018) gesenkt werden. Im Jahr 2019 konnte diese Abgabequote nochmals auf bemerkenswerte 19,23% herabgesetzt werden. Im Jahr 2020 wurden aufgrund der Covid-19-Pandemie leider nur 64 Testkäufe im Bereich von Tabak bzw. Nikotinprodukten durchgeführt, wobei in 23 Fällen (35,9%) Tabak- bzw. Nikotinprodukte an unter 18-Jährige abgegeben wurden.

Siehe Tätigkeitsbericht der KiJa Vorarlberg.

Kindergesundheit: Aufklärung und Bewusstsein schaffen

Viele Jugendliche probieren irgendwann eine Zigarette, ein ganz normales Ereignis in ihrer Entwicklung. Bevor es jedoch zu einem regelmäßigen Zigarettenkonsum kommt und es zu einer festen Gewohnheit wird, ist es wichtig, in dieser Phase mit Kindern und Jugendlichen zu sprechen – es kann ausschlaggebend für den weiteren Verlauf des Tabakkonsums sein. Es ist natürlich möglich, dass Kinder und Jugendliche, gerade wenn sie beispielsweise die Anerkennung in der Gleichaltrigengruppe suchen oder „cool“ sein wollen, wenig Gesprächsbereitschaft zeigen. Daher ist vor allem wichtig, nicht zu belehren, zu verurteilen oder etwas einzufordern, sondern mit sachlichen Informationen aufzuklären. Es ist wirkungsvoller, wenn man Kindern und Jugendlichen einen gewissen Freiraum lässt, damit sie sich mit der Thematik auseinandersetzen und selbst Schlüsse ziehen können.

Als Gesellschaft muss unser Beitrag zur Kinder- und Jugendgesundheit sein, die Anzahl der rauchenden Jugendlichen deutlich zu reduzieren. Alle Maßnahmen sollen dabei vor allem den Ansätzen zeitgemäßer Suchtprävention entsprechen. Auch die kontinuierliche Sensibilisierung der Verkaufsstellen bzw. des Verkaufspersonals für die Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen, eine strengere Abgabenpraxis und die Reduktion der Verfügbarkeit von Tabakprodukten, sind nachweislich bewährte Schritte. Es gilt damit die Gesundheit unserer jüngsten und der heranwachsenden Bevölkerung zu fördern und explizit ein Bewusstsein für die Kinder- und Jugendgesundheit zu schaffen.