Lost in Migration – Unbegleitete Minderjährige auf der Flucht
Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Familie ihre Heimat verlassen mussten oder unterwegs von ihren Angehörigen getrennt wurden, sind besonderen Risiken ausgesetzt. 10.000 unbegleitete Minderjährige sind laut Europol allein 2016 in Europa verschwunden. Es ist zu befürchten, dass ein Teil dieser Kinder Opfer von Menschenhandel, Gewalt und sexueller Ausbeutung geworden ist. Bei der von den Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreich organisierten Fachtagung „Lost in Migration“ am 5. April 2017 in Linz wurde der Frage nachgegangen, wie man unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge besser schützen kann.
Das Aufnahmeland hat für junge Menschen, die geflüchtet sind, eine besondere Verantwortung. Wie die Kinder und Jugendlichen untergebracht und betreut werden, ist ein zentraler Aspekt. Besonders häufig verschwinden Kinder aus temporären Erstversorgungseinrichtungen beziehungsweise Aufnahmezentren. Die Kijas Österreich betonen daher, dass auf allen Ebenen des Verfahrens und der Unterbringung Kinderschutzmaßnahmen, Richtlinien und Gewaltschutzkonzepte (zum Beispiel Schutzzonen für Frauen und Kinder sowie Meldeverfahren bei Verdacht auf Gefährdung) eingeführt werden müssen. Eine wesentliche Maßnahme, um das Verschwinden unbegleiteter Kinder und Jugendlicher während des Asylverfahrens zu verhindern, ist die direkte Ansprache und das einfühlsame Eingehen auf die besondere Situation des Kindes sowie ein Beziehungs- und Vertrauensaufbau. Die Praxis zeigt, dass die Arbeit mit diesen Kindern und Jugendlichen spezielle Kenntnisse, Erfahrung und Haltungen braucht, etwa kulturelle Sensibilität.
Borschüre mit Infos, Methoden und Tipps
Die Vorträge der Tagung „Lost in Migration“ wurden in einer Broschüre zusammengefasst, die viele Informationen zu kinderrechtlichen Grundhaltungen, internationalen Rechtsnormen, dem Asylverfahren in Österreich und über ausgewählte Problemfelder bietet. Die Broschüre beinhaltet auch eine deutsche Übersetzung der Methodensammlung des EU-kofinanzierten Projekts SUMMIT (Safeguarding Unaccompanied Migrant Minors from going Missing by Identitfiying Best Practices and Training Actors on Interagency Cooperation). Darin werden die Richtlinien für die Prävention gegen und Reaktionen auf das Verschwinden von unbegleiteten geflüchteten Kindern und Jugendlichen definiert. Zudem sind Praxistipps aufgelistet, wie mit dieser besonders verletzlichen Gruppe umgegangen werden sollte, wie eine Gefährdung rechtzeitig erkannt werden kann und was zu tun ist, wenn ein Kind abgängig ist.
Weitere Informationen
Broschüre „Lost in Migration“: 1 MB PDF