„Hochzeitskleid statt Schuluniform“
Jedes Jahr werden rund 15 Millionen Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Die gesundheitlichen, ökonomischen und sozialen Folgen für diese Mädchen sind beträchtlich: 62 Millionen Mädchen gehen nicht in die Schule, 70.000 Mädchen sterben jährlich aufgrund von Komplikationen bei Schwangerschaft oder Geburt.
Die Initiative „Mutternacht“ möchte anlässlich des Muttertages auf die Konsequenzen von Kinderehen aufmerksam machen.
„Früh verheiratete Mädchen und Buben werden ihrer essentiellen Rechte beraubt: Ihrem Recht, Kinder beziehungsweise Jugendliche zu sein, sowie dem Recht auf Schutz, Wahrung ihrer Interessen sowie auf Bildung“, erklärt Monika Pinterits, Kinder- und Jugendanwältin von Wien.
„Die weitverbreitete Annahme, dass von Armut betroffene Mädchen durch Kinderehen geschützt werden, entspricht nicht der Realität: Durch Kinderehen steigt die Gefahr für Mädchen, Opfer von sexualisierter Gewalt zu werden. Ihnen wird eine schulische Ausbildung und somit ein Recht auf eine Zukunft verwehrt. Zudem sind Mädchen durch Kinderehen oftmals fatalen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt.“ berichtet Julia Alfandari, Gender-Expertin bei CARE Österreich. Das Risiko, bei der Geburt eines Kindes zu sterben, ist für Mädchen unter 15 Jahren fünfmal höher als für Frauen in ihren 20ern.
„Gesetzliche Rahmenbedingungen zur Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen sind deshalb sehr wichtig“, betont Petra Bayr, Initiatorin von Mutternacht. „Dass Gesetze aber auch eingehalten werden, passiert nicht automatisch. Um Kinderehe mit allen Gefahren und Risiken zu beseitigen, braucht es vor allem einen Bewusstseinswandel in den jeweiligen Ländern. Zivilgesellschaftliche und staatliche Organisationen müssen dafür Zeit und Ressourcen in Bildung, Aufklärung und Präventionsarbeit investieren. Dabei kann es sich auch um Mittel der Entwicklungszusammenarbeit handeln. Somit ist auch Österreich gefordert, einen Beitrag zu leisten.“
Gratis-Kinoabend
Am 11. Mai lädt die Initiative Mutternacht zum Gratis-Kinoabend ein. Der Film „I am Nojoom, Age 10 and Divorced“ basiert auf der wahren Geschichte eines 10-jährigen Mädchens, dass nach ihrer Zwangsheirat den Missbrauch durch ihren Ehemann nicht länger erträgt und die Scheidung erkämpfen möchte.
Veranstaltungsdetails
„I Am Nojoom, Age 10 and Divorced” (Spielfilm, 96 Min., arabische Originalversion mit englischen Untertiteln)
Termin: Donnerstag, 11. Mai, um 17:00 Uhr
Ort: wienXtra cinemagic im Urania Kino, Uraniastr. 1, 1010 Wien
Reservierung: www.mutternacht.at