COVID-19: Was ist das überhaupt und wie gehe ich mit der Ausnahmesituation um?
Herausfordende Zeiten für Kinder, Jugendliche und Eltern – Informationen, Tipps und Hotlines auf einen Blick!
Ein Video, das sich speziell an Kinder richtet, erklärt leicht verständlich, was das Coronavirus ist, wie man sich davor schützt und die Ausbreitung verlangsamt werden kann. Der Beitrag und alle Informationen sind auch in türkischer Sprache, Farsi und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch angeführt!
Zu Hause bleiben, kein Schulbesuch oder das Arbeiten von zu Hause sind Ausnahmesituationen, welche die meisten Menschen noch nicht erlebt haben. Diese Maßnahmen können für uns alle sehr belastend sein. Es gibt viele Möglichkeiten mit dieser Herausforderung umzugehen und diese Ausnahmesituation zu meistern. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien hat diese Tipps erstellt, um Euch in eurer Selbsthilfe zu unterstützen. Grundsätzlich gilt: Jeder Mensch ist anders und kann die Tipps ausprobieren und übernehmen, die am besten passen!
Unser Alltag ist geprägt von vielen Ritualen und Abläufen, die uns helfen unser Leben zu gestalten. Gleichzeitig bieten diese Abläufe Sicherheit und stärken uns mit schwierigen Situationen umzugehen.
TIPP: haltet euren täglichen Ablauf weiter ein – aufstehen, waschen, anziehen, frühstücken, lernen oder arbeiten, Mittagessen, lesen, vorlesen oder spielen etc. Auch Bewegung ist wichtig und wirkt sich auf unsere Gemütsverfassung positiv aus. Daher ist es auch erlaubt ein bisschen spazieren zu gehen, mit den MitbewohnerInnen zu zweit oder zu dritt. In der eigenen Wohnung ein wenig zu tanzen, ein Fitnessprogramm zu absolvieren oder Yoga zu machen, kann das Bewegungsbedürfnis zusätzlich unterstützen. Das Internet bietet viele Angebote, die hierzu eine Anleitung bieten. Soziale Kontakte sollen in dieser Zeit möglichst reduziert werden. Familienfeste, Veranstaltungen oder Treffen am Sportplatz sind derzeit nicht möglich. Das bedeutet allerdings nicht, sich mit Familie und Freunden nicht austauschen zu können.
TIPP: über Videotelefonie kann die Verbundenheit mit der Familie oder dem Freundeskreis aufrechterhalten bleiben. Nutzt das Telefon und Videochats um euch weiterhin gegenseitig zu unterstützen und in Kontakt zu bleiben. „Was hat dich heute gefreut?“ „Was werdet ihr heute kochen?“ „Welche Spiele stehen bei euch heute auf der Tagesordnung?“ Diese Anteilnahme stärkt uns und schafft gegenseitiges Vertrauen, diese Situation zu bewerkstelligen und gestärkt daraus hervorzugehen.
Jetzt gilt es auf eure „inneren Ressourcen“ zurückzugreifen. Das sind alle positiven Erfahrungen, die ihr in eurem Leben gemacht habt, alle Probleme, die ihr schon gelöst habt, eure Stärken und Talente, die euch ausmachen. Ressourcen bieten Kraft – nutzt diese Fähigkeiten!
TIPP: Plant euren Tag gemeinsam möglichst genau! Geplantes Handeln bewahrt den Überblick, ihr bleibt selbstbestimmt und gestaltet euren Alltag proaktiv. Konsumiert Medien wie Fernsehen und Internet gezielt! Informationen und Fakten geben Sicherheit.
TIPPs für Eltern und Betreuungspersonen für zu Hause
Aktivitäten und abwechslungsreiche Möglichkeiten zur Zerstreuung und Entspannung für Groß und Klein gibt es auch für zu Hause, z. B. Yoga und Entspannungsübungen.
Singen, beispielsweise mit der großen Karaokeauswahl macht Spaß, stärkt die Abwehrkräfte und vor allem das Ein- und Ausatmen beruhigt und entspannt.
Ballsport in der Wohnung? Die Gratis App „Ballschule Österreich“ ist für Kinder daheim mit speziellen Spielen und Übungen für Wohnzimmer und Garten ausgestattet.
Die Fitness Union Wien hat vor kurzem ein kostenloses Online Sportprogramm gestartet.
Aber auch Auszeiten tun gut. Ermöglicht euch gegenseitig Rückzugsmöglichkeiten, um Konflikte zu verhindern bzw. zu reduzieren!
Legt gemeinsam Regeln fest, wie die gewonnene Zeit bestmöglich genützt werden kann!
Legt fest wann und wie lange „Screen-Zeiten“ für Fernsehen, Mobiltelefon oder Computer stattfinden sollen!
Sprecht über die aktuelle Situation!
Akzeptiert, wenn Kinder jetzt anhänglicher sind als sonst und kommt diesem Bedürfnis mit Zuwendung nach! Kinder brauchen gerade jetzt Sicherheit und Geborgenheit.
Passt die Erziehungsmaßnahmen an die Ausnahmesituation an – seht von Verboten ab!
Stärkt Kinder durch Lob und motiviert so erwünschtes Verhalten!
Zu Hause bleiben und den gewohnten Alltag nicht einhalten zu können ist eine Belastung. Das oberste Ziel in dieser Zeit ist es, diese möglichst stressfrei zu bewältigen. Die Isolation ist nicht dazu da, die Familie besser zu machen. Die Erziehung der Kinder oder die Konfliktbewältigung mit dem Partner sollen in dieser Zeit hinten angestellt werden. In außergewöhnlichen Zeiten kann es zu anderen Belastungen und ungewohnten Gefühlen kommen. Es brauch auch Zeit, sich an diese neuen Umstände zu gewöhnen.
Beschränkt euren Medienkonsum! Gestaltet diesen in Bezug auf COVID-19 bewusst und limitiert diesen. Immer wieder mit bestimmten Bildern und Schilderungen konfrontiert zu werden, auch wenn diese von seriösen Medien stammen, ist nicht hilfreich sondern belastend. Haltet euch von Panikmachern fern! Setzt euch selbst Grenzen und verzichtet darauf, die massenweise kursierenden SMS, E-Mails, Videos, WhatsApp-Nachrichten und Meldungen auf sozialen Medien zu lesen.
Stellt Positives in den Mittelpunkt! Der Fokus auf positive Inhalte beruhigt und stabilisiert. Sprecht mit FreundInnen, KollegInnen oder Familienmitgliedern und achtet auf positive Gesprächsinhalte.
Nehmt eure Gefühle wahr! Wir alle haben unterschiedlichste Gefühle in dieser ungewohnten Situation, z.B. Verwirrung, Angst oder Stress. Diese Empfindungen sind absolut verständlich, aber bei einem Zuviel wird man von ihnen überflutet. Nehmt euch Zeit, um wahrzunehmen und auszudrücken, was ihr fühlt. Manche Menschen schreiben ihre Eindrücke gerne nieder oder werden kreativ (z.B. malen, musizieren oder tanzen).
Sprecht auch über eure Gefühle! Wenn ihr das Bedürfnis verspürt, mit jemandem zu reden, dann wendet euch an eine hilfreiche Bezugsperson. Sollte diese im näheren Umfeld nicht vorhanden sein, holt euch professionelle Hilfe:
Helplines Österreichweit:
147 Rat auf Draht: Anlaufstelle für Probleme, Fragen und Krisen für Kinder und Jugendliche!
Helpline des Berufsverbands der Österreichischen PsychologInnen: 01 – 504 8000
TelefonSeelsorge Oberösterreich – Notruf 142, für ganz Österreich
Die Möwe Kinderschutzzentren und gutbegleitet – Frühe Hilfen Wien: 01 – 532 15 15
Helplines Wien:
Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien: 01 – 70 77 000
Psychiatrische Soforthilfe des Psychosozialen Diensts Wien: 01 – 313 30
Telefonische Beratung/Krisentelefon des Kinderschutzzentrums Wien: 01 – 526 18 20
Servictestelle der Stadt Wien – Kinder und Jugendhilfe, MA 11: 01 – 4000 – 8011
Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 – 222 555
Kriseninterventionszentrum: 01 – 406 95 95
Frauennotruf der Stadt Wien 24-Stunden Service: 01- 71719
Wiener Frauenhäuser Notruf: 05 77 22
Männerberatung: 01 – 603 28 28
Maßnahmen gegen Ängste und große Sorgen
Begrenzt das Grübeln! Grübeln ist eine Taktik im Umgang mit Stresssituationen. Da es aber eine negative Form des Nachdenkens ist verursacht es Stress. Überlegt euch daher schon im Vorhinein Tätigkeiten, die ihr ausführen könnt, solltet ihr ins Grübeln verfallen. Macht etwas ganz anderes, das euch gut tut. Manche Menschen backen, lesen oder schreiben beispielsweise gerne. Handarbeiten, basteln oder Handwerken in den eigenen vier Wänden stärkt die Selbstwirksamkeit!
Führt einfache Entspannungsübungen durch! Diese reduzieren Ängste. Auch im Internet findet ihr Anleitungen für Entspannungsübungen.
Denkt daran, die Situation wird vorübergehen! Plant Aktivitäten, die ihr nach dem Überstehen der Situation ausführen möchtet.
Definiert klar abgegrenzte Stunden, die jede/r für sich allein verbringt!
Ermöglicht allen Familienmitgliedern Rückzugsmöglichkeiten!
Sprecht Ärger gleich an und beginnt eure Sätze mit „Ich ärgere mich, weil ich….“ So vermeidet ihr eure MitbewohnerInnen anzugreifen und könnt Probleme ansprechen!
Macht alleine einen Spaziergang um euren Wohnblock.
Haltet täglich eine Familienkonferenz ab: Wie geht’s jedem/r Einzelnen, wer braucht was, welche Ideen und Wünsche haben die Einzelnen?
Seid nachsichtiger als sonst, euch selbst und den anderen gegenüber! Es ist durchaus eine Herausforderung für alle Familien und Wohngemeinschaften!
Holt euch im Bedarfsfall professionelle Hilfe bei entsprechenden Hotlines.
Streit und Auseinandersetzungen entgegenwirken
Auf engem Raum ist es eine besondere Herausforderung sich gegenseitig Privatsphäre einzuräumen und Platz zu lassen. Auch durch die ungewohnt viele gemeinsame Zeit können Konflikte in der Partnerschaft oder im Familienleben entstehen. All dies kann sich in Streit bis hin zu Gewalthandlungen entladen.
Nehmt euch täglich fixe Arbeiten vor!
Startet eure „Projekte“, die ihr bisher aufgeschoben habt. Auch kleine Arbeiten können jetzt erledigt werden.
Plant genau ein Highlight pro Tag, auf das ihr euch freut!
Bleibt in Kontakt mit Menschen, die euch wichtig sind. Tauscht euch über positive Inhalte aus und plant gemeinsame Aktivitäten für die Zeit danach.
Langeweile oder Konflikten vermeiden
Es kann sein, dass ihr plötzlich ungewöhnlich viel Zeit habt, da ihr möglicherweise nicht zur Arbeit gehen oder gewohnten Hobbies nachgehen könnt. Wichtig ist, dass ihr trotzdem eine Tagesstruktur einhaltet und euch Ziele setzt, die ihr erreichen könnt!
Erkennt und benennt Gewalt! Auch bei euch selbst!
Gewalt hat viele Formen: Schupsen, Zerren, Schlagen, Anschreien, Abwerten, längeres Ignorieren… Seid euch selbst gegenüber ehrlich und reagiert, wenn ihr merkt, dass ihr vollkommen überfordert seid und in Folge gewalttätig werdet.
Telefoniert zur eigenen Entlastung! Telefoniert mit einem Freund/einer Freundin und sei es nur, um mal wieder mit jemand anderem zu sprechen. Wenn möglich, geht in ein anderes Zimmer. Atmet tief durch! Wenn das nicht hilft, wendet euch an die Krisenhotlines.
Lebt Gewalt nicht aus! Negative Gefühle, Anspannung und Aggressionen sind in Ausnahmesituationen normal. Es ist nicht schlimm aggressive Gefühle zu haben, gefährlich wird es erst, wenn man sie auslebt.
Wenn Gewalt passiert: Redet und holt euch Hilfe!
Wenn ihr bemerkt, dass andere Erwachsene zuhause gewalttätig werden – gerade gegen Kinder oder Jugendliche – redet mit ihnen. Kinder vor Gewalt zu schützen ist jetzt wichtig – lasst euch dabei unterstützen!
Beitrag und Informationen in Übersetzung