12. August Weltjugendtag: Kinder haben ein Recht auf soziale Sicherheit und Zukunftsperspektiven!

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien fordert anlässlich des internationalen Tages der Jugend eine verantwortungsvolle, ökosoziale und solidarische Politik

Die aktuelle Situation junger Menschen ist in zahlreichen Studien umfassend beschrieben worden: Die große Mehrheit der Kinder und Jugendlichen ist durch die Pandemie und die damit verbundenen politischen Entscheidungen massiv gesundheitlich belastet und in ihren Lebensperspektiven beschnitten. Jene Gruppen, die besonders vulnerabel sind, leiden besonders stark – dazu zählen armutsgefährdete Kinder und Jugendliche ebenso wie Angehörige diskriminierter Gruppen. Kinder und Jugendliche sind einsamer, aggressiver und trauriger. Und darüber hinaus bleibt selbst in der Pandemie die Klimakrise die größte Zukunftsangst der Kinder und Jugendlichen. „Wir sprechen“, so Kinder- und Jugendanwältin Dunja Gharwal, „zumindest von mehreren hunderttausend Kindern und Jugendlichen in Österreich, denen es schlechter geht als vor zwei Jahren. Das ist ein klarer Handlungsauftrag an Politik und Gesellschaft.“

Unsicherheit verlangt nach Sicherheit

Kinder und Jugendliche müssen derzeit sehr viel Unsicherheit aushalten. Neben den oft großen Sorgen und Bruchlinien rund um die Pandemie, die alle Menschen teilen, stellt für sie die Klimakrise eine existentielle Bedrohung dar. „Es ist eine große gesellschaftliche und politische Aufgabe unserer Zeit, dafür zu sorgen, dass Menschen nicht von Unsicherheit überwältigt werden“, so Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs. „Wenn Ungleichheit, finanzielle Sorgen und Alleingelassensein überhand nehmen, dann schadet das den Einzelnen, und ganz besonders den Kindern. Es schadet aber auch der Gesellschaft als Ganzes. Denn wechselseitiges Interesse und soziale Verantwortung sind Grundlagen unserer Demokratie. Fehlt diese Basis, sind Entfremdung, Schuldzuweisungen, Ohnmacht, zu einfache Lösungen, falsche Sicherheiten und Gewalt die Folgen.“

Und Ercan Nik Nafs fügt hinzu: „Für die Probleme unserer Zeit braucht es eine gemeinsame Anstrengung aller. Wir haben uns durch die Kinderrechtskonvention und in Österreich auch durch unsere Verfassung dazu verpflichtet, dem Wohl der Kinder Vorrang zu geben. Und es gibt einen verantwortungsvollen Weg, mehr Sicherheit zu schaffen: durch soziale Absicherung, Gerechtigkeit, Teilhabe und Zusammenhalt. So werden Menschen zudem nachweislich nicht nur zufriedener, sondern auch friedlicher, mitfühlender, resilienter und handlungsfähiger.“

Kein Mensch ist eine Insel – handeln wir danach!

Wenn Menschen sich ausreichend sicher fühlen und Solidarität erfahren, sind sie bereit, sich zu beteiligen, an Lösungen mitzuarbeiten und sich auf Veränderungen einzulassen. Dagegen beschädigen wir uns gegenseitig, wenn wir soziale Ungleichheit, Rücksichtslosigkeit und Entsolidarisierung akzeptieren. „Der Weg ist klar“, so Kinder- und Jugendanwältin Dunja Gharwal. „Die Basis dafür, dass wir diese schwierige Zeit meistern können und unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft ermöglichen, bilden soziale Sicherheit, ökosoziales Wirtschaften, Demokratisierung und Zusammenhalt. Davon ausgehend können wir Handlungswege in allen Lebensbereichen definieren.“

So fordert die Kinder- und Jugendanwaltschaft im Sinne des Kindeswohls, der Generationengerechtigkeit und eines guten Lebens für alle u.a.:

– medizinische, therapeutische und psychosoziale Versorgung für alle Kinder und Jugendlichen und ihre Familien
– Armutsverhinderung durch dauerhafte, regelmäßige und gezielte soziale Unterstützungsleistungen und armutsfeste Existenzgrundlagen
– umfassende Maßnahmen, um Ungleichheit und Bruchlinien in Bildungsverläufen zu vermeiden
– Möglichkeiten der umfassenden gesellschaftlichen und politischen Teilhabe für alle – auf allen Ebenen, in allen möglichen Formen, diskriminierungssensibel, inklusiv und ermächtigend
– den Ruf der jungen Menschen nach Bekämpfung der Erderwärmung und nach globaler Klimagerechtigkeit ernst zu nehmen und so rasch wie möglich alle dringend notwendigen Maßnahmen zu setzen
– den Umbau zu einem ökosozialen Wirtschafts- und Steuersystem
– das Recht der auf intakte Umwelt in der UN-Kinderrechtskonvention und der österreichischen Gesetzgebung zu verankern

Weiterführende Informationen:

Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie: Leben mit Corona: Kinder und Jugendliche brauchen Bildungseinrichtungen – in vielerlei Hinsicht!

SOS-Kinderdorf Jugendstudie 2020: Vorstellungen junger Österreicher/innen von einer nachhaltigen und lebenswerten Zukunft

Volkshilfe: Umfrage zu Corona und Kinderarmut

Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderugen

„Jetzt Sprichst Du!“ Belastungen und psychosoziale Folgen der Coronapandemie für österreichische Kinder und Jugendliche