7. April Weltgesundheitstag: Rück- und Ausblick der Erfolgsgeschichte der Schul-SARS-CoV-2-Studie

SchülerInnen und LehrerInnen gurgelten mit!

Die Schulschließungen haben im ersten Lockdown viele Fragen für Kinder und Jugendliche, Eltern und LehrerInnen aufgeworfen. Um den unterschiedlichen oft widersprüchlichen Daten zur Rolle der Schulen in der COVID-19-Pandemie auf die Spur zu kommen, hat ein Wiener Team, bestehend aus ForscherInnen der Klinik Favoriten, des FH Campus Wien, der Universität Wien, der Medizinischen Universität Wien, NOVID20 und dem Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP), ein Monitoring an Schulen mit Hilfe eines Gurgeltests entwickelt.

Ein Präsenzunterricht ist gerade für die ersten 8 Klassenstufen von großer Bedeutung für einen sozial gerechten Bildungserfolg.  Angesichts von wenig belastbaren und teils widersprüchlichen Daten zur Rolle von Schulen in der COVID-19-Pandemie ist ein Monitoring an Schulen hilfreich.

Eine Voraussetzung war die schonende Probengewinnung durch Gurgeln. In der Schul-CoV-Wien Pilotstudie sollte evaluiert werden, ob diese Methode für alle Schulkinder geeignet und an ganzen Schulen logistisch umsetzbar wäre. Dank der Vermittlung von Dunja Gharwal, der Kinder- und Jungendanwältin Wiens, konnte die Unterstützung der Stadt Wien für dieses Projekt gesichert werden. Mit der Zusammenarbeit durch die Stadt Wien und dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), konnte dieses Projekt schließlich auch finanziert werden. 11 Wiener Schulen (6 Volksschulen, 3 Neue Mittelschulen und 2 Allgemein Höhere Schulen) nahmen im Frühsommer teil. Bei SchülerInnen der 1. bis 8. Klasse und dem Schulpersonal wurden mit schriftlicher Einwilligung Proben per Mund-Rachenspülung mittels Gurgeln für 1 Minute zu zwei Messzeitpunkten (15. bis 19. Juni und 29. Juni bis 2. Juli 2020) durch ein engagiertes Team gewonnen und Qualitätskriterien erfasst. Die Proben wurden 6-fach gepoolt und mittels SARS-CoV-2 RT-qPCR analysiert. Schließlich wurde bei den SchülerInnen die Vertrautheit und Akzeptanz sowie über die Lehrkräfte die Compliance mit Abstands- und Hygieneregeln in der Schule mittels Fragebögen erhoben.

58,6% der SchülerInnen und 81,7% des Schulpersonals willigten ein. Von den 2.255 teilnehmenden SchülerInnen wurden 4.060 Mund-Rachenspülungen versucht. Davon erfüllten 3.527 (86,9%) die Qualitätskriterien uneingeschränkt, mit Verbesserung zum 2. Messzeitpunkt. Alle getesteten SchülerInnen waren SARS-CoV-2 negativ. Unter 566 getesteten LehrerInnen wurde ein positiver Fall detektiert. Die Beprobung wurde von der Schülerschaft und dem Schulpersonal sehr gut akzeptiert. Auch die Akzeptanz und Compliance mit den Abstands- und Hygieneregeln war hoch.

Da sich die Gurgelmethode als angenehm, hervorragend akzeptiert und damit für ein serielles Monitoring an Schulen für geeignet erwies, wurde sie rasch in die Praxis umgesetzt:

  • Vier mobile Teams haben an Wiener Schulen in der Zeit von 21. September bis 23. Oktober 2020 in 210 Einsätzen mit 5.910 Gurgeltests Verdachtsfälle innerhalb von 24 Stunden abgeklärt. 3,5% waren positiv und damit wurde in 96,5% der Verdachtsfälle ein Schulausfall erspart. Zugleich wurde die Hotline  1450 entlastet und die Lage in den Schulen etwas sicherer und ruhiger. Berichterstattung siehe dazu auch im ORF.
  • In einer weiteren Studie zur „Bestimmung von Prävalenz und Prävalenzentwicklung von SARS-CoV-2-Infektionen“ wurde im Auftrag des BMBWF die epidemiologische Rolle von Schulen österreichweit untersucht und überwacht, indem 14.800 SchülerInnen der 1. bis 8. Klasse (6-15 Jahre) und 1200 Lehrkräfte insgesamt 10 Mal bis zu den Sommerferien gurgelten.

Die mittels Gurgeln bei Schulkindern gewonnenen Daten belegen, dass die Pflichtschulen unter erheblichen Vorsichtsmaßnahmen keine relevanten Epidemietreiber sind, der Präsenzunterricht geschützt stattfinden kann und damit ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag gegeben ist. Mit dieser Methode könnten künftig auch die Wirksamkeit einzelner Hygienemaßnahmen an Schulen evaluiert werden.

Ende März gab es bereits die Ergebnisse des dritten Testdurchgangs der Gurgelstudie, an der fast 250 Schulen teilnahmen.

Der vierte Durchgang der Gurgelstudie ist nach den Osterferien am 12. April 2021 geplant.

Alle Informationen zur „Gurgelstudie“ an Schulen finden sich auf der Website des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung.